Eigentümerwechsel
Im Jahr 1952 wurde die „Enteignung“ des Ordens durch die Nazis rückgängig gemacht. Die Franziskanerbrüder von Waldbreitbach, jetzt die Franziskanerbrüder vom Heiligen Kreuz, konnten Hostert von der Provinzialverwaltung (LVR) zu einem angemessenen Preis zurückkaufen. Ein Festgottesdienst wurde in der Anstaltskirche gefeiert, die seit 1947 als Kirche des in diesem Jahre errichteten Rektorats St. Mariae Himmelfahrt Hehler diente. Die Pfarrangehörigen hofften umsonst auf die Rückkehr der Brüder. Der Orden war nämlich nicht mehr in der Lage, das St. Josefsheim wie zuvor zu führen, zumal die britischen Besatzungsmacht im Juli 1951 die meisten Gebäude beschlagnahmt hatte und als Lazarett nutzte. Daher verkauften die Franziskaner 1955 den gesamten Grundbesitz an das Bundesvermögensamt der Bundesrepublik Deutschland. Dieses wiederum vermietete die Gebäude an die Engländer.
Die zur Anstalt gehörigen Ländereien, darunter auch den Friedhof, verkaufte der Bund im Jahr 1958 an die katholische Ortspfarre St. Michael in Waldniel. In diesem Jahr wurde aus dem genannten Rektorat eine Pfarrvikarie und damit vermögensrechtlich selbständig. Somit konnte der Grundbesitz, auch der ehemalige Anstaltsfriedhof, von St. Michael auf St. Mariae Himmelfahrt übertragen werden. Notar Dr. Becker, Viersen-Dülken, beurkundete am 29. Mai 1961 diesen Vorgang.
BMH Hostert
Im Hardter Wald wurde am 1. Juli 1953 der Grundstein für das „Hauptquartier“ gelegt. Da viele weitere militärische Einrichtungen in den hiesigen Raum verlegt wurden, war ein großes britisches Krankenhaus vonnöten. Bevor die Briten die Gebäude in Hostert als „British Military Hospital Hostert“ nutzten, wurde umgebaut und angebaut.
Die Aula der Franziskaner wurde abgerissen. Die beiden zurückliegenden Blöcke von 1913, die Schule mit dem Haus für die schulpflichtigen Jungen und das benachbarte Pflegehaus, wurden durch zwei moderne mehrstöckige Flachdachbauten (Foto) verbunden. Es entstand auf diese Weise in den Jahren 1956/57 eine moderne Polyklinik mit zwei OP-Räumen, Kreißsaal und chirurgischen, inneren, pädiatrischen und psychiatrischen Abteilungen. Fast sieben Millionen D-Mark, so eine Ortschronik (Gorissen/Mewissen, Eschenrath), wurden verbaut.
Auch ließ die Oberfinanzdirektion Düsseldorf neben dem Anstaltsfriedhof auf dem ehemaligen Sportplatz vier Häuser für britische Soldatenfamilien errichten. Als man am oberen Ende des Platzes einen Graben für die Trinkwasserleitung aushob, wurde deutlich, dass hier Kinder abseits des Patientenfriedhofs bestattet worden waren. Man war offensichtlich auf das Gräberfeld der „Kinderfachabteilung Waldniel“ gestoßen. In der Übersichtskarte (links) sind der Anstaltsfriedhof und die Gebäude aus der Zeit der Franziskaner gekennzeichnet.
Kent School Hostert
Ab dem 10. September 1963 wurde die Anlage britische Schule. Die technischen Installationen für das Hospital wurden nicht zurückgebaut, vermutlich um die Gebäude in einem Krisenfall (Kalter Krieg!) als Lazarett nutzen zu können. Erneut wurde angebaut, jetzt u.a. zwei Turnhallen, Aula und Mensa. In der Kent-School wurden 1400 Jugendliche unterrichtet. 270 von ihnen lebten dort im Internat. 50 Busse brachten täglich die Schüler zum Unterricht. Rechts vom Anstaltsfriedhof wurde im Zuge der Baumaßnahmen ein großer Busbahnhof errichtet.
Die Anfangszeit im ehemaligen Hospital war für Schüler und Lehrer nicht einfach. In „The Kent Chronicle“ berichtet 1965 ein Schüler aus der Klasse 2A humorvoll von seinem ersten Schultag in Hostert: Der von großen grauen Gebäuden, Mauer und Zaun eingefasste Schulhof erschien dem Jungen wie der Hof von Colditz, dem Gefangenenlager für britischen Offiziere in Sachsen (1940-45). Zwei Krankenzimmer für Privatpatienten, deren Trennwand entfernt war, bildeten das winzige Klassenzimmer. Die Knöpfe, um die Krankenschwester zu rufen, waren überall noch vorhanden, ebenso das Leuchtschild: Operation! Kein Zutritt! …. Hier befand sich im Übrigen das Büro des Direktors.
Erneute Eigentümerwechsel
Infolge der allgemeinen Reduzierung der militärischen Einrichtungen endete Sommer 1991 die Nutzung von Waldniel-Hostert als britische Schule und der Bund bot die Liegenschaft einschließlich der Kapelle zum Kauf an. Diese hatte von 1947 an der Pfarre St. Mariae Himmelfahrt als Pfarrkirche gedient und war 1978 nach dem Neubau an der Waldnieler Heide entwidmet worden.
Die Gemeinde Schwalmtal stellte aus wirtschaftlichen Gründen n u r die Kirche und die beiden Gebäude von 1913 entlang der Straße unter Denkmalschutz, nicht aber die zurückliegenden mit der ehemaligen „Kinderfachabteilung“. Herbst 1991 plante die Landesregierung in Hostert eine Einrichtung für 500 Asylbewerber. Später fanden sich verschiedene Investoren. Gesprochen wurde von einer anspruchsvollen Gastronomie in der ehemaligen Kirche und dem anschließenden Verwaltungsblock, von einem Reiterhotel, einer Wellness-Oase, einer zu erbohrenden heißen Quelle, von einem Jugendhotel mit Harry Potter-Ambiente, von Baumhäusern…… Aber verwirklicht wurde bis heute nichts.
Im November 2006 wurde auf Betreiben der Gläubiger die Zwangsversteigerung durchgeführt. Der Erwerber Elmar Janßen, Nettetal, suchte vergeblich nach einem Investor bzw. Käufer. Fast alle Gebäude werden seit 1991 nicht genutzt und verfallen allmählich durch eindringendes Regenwasser und durch Vandalismus. Allein einige kleinere Gebäude am Nordrand des Komplexes, Ställe und Hausmeisterwohnung, und die Weiden waren verpachtet. Noch 2018 grasten hier wie in den Vorjahren Pferde.
Im Jahr 2019 kaufte die Wohnen und Leben, eine Aktiengesellschaft aus Bad Soden, das über 100.000 qdm große Gelände (RP Viersen v. 12.12.2019), um ein „Resort“ zu errichten.
Im Mai 2023 erwarb Familie Overlack das zehn Hektar große Gelände. Peter Overlack beabsichtigt laut RP Viersen die Verwaltung von Oqema in zwei der historischen Gebäude von 1913 unterzubringen. Mit der Renovierung der Anstaltskapelle wurde im Herbst 2023 begonnen.