Die seit langem vorhandene Straßenleuchte gegenüber dem Eingang zur Gedenkstätte Waldniel-Hostert funktioniert jetzt. Sie leuchtet den Bereich der Stelenwand entlang der Straße sowie den Zuweg zwischen Hecke und „fallenden“ Stelen aus. Ein sogenannter Angstraum weniger!
Autor: PZ
Zwei Gruppenführungen
In der Pfarrkirche St. Mariae Himmelfahrt, Waldnieler Heide, begrüßten Hannelore und Peter Zöhren neun Besucher, die aus Willich, Kleve, Münster und Dortmund angereist waren. Nach einer Information über Waldniel-Hostert, über die Franziskaner, die Provinzial und die Verbrechen an den geistig Kranken und Behinderten in der Nazizeit begab man sich gemeinsam zum ehemaligen Anstaltsfriedhof, um das Ergebnis der Arbeit der Wiener Arbeitsgemeinschaft Struber_Gruber in Augenschein zu nehmen. Man war beeindruckt.
Anschließend war der DRK-Ortsverein Schwalmtal mit 15 Teilnehmern im Alter zwischen 11 und 72 Jahren zu Gast auf der Gedenkstätte. Unter ihnen war auch der Vorsitzende Kurt van der Flierdt, CDU Ratsherr und ehrenamtlicher stellvertretender Bürgermeister. Bereitschaftsleiterin Rosi Schaak hatte den Termin angefragt. Peter Zöhren führte. Die Gäste zeigten trotz Regen und Kälte Ausdauer. Nach etwa 60 Minuten, es war schon dunkel, verließ die Gruppe nachdenklich den friedlichen Ort.
Allerheiligen 2018
Am Fest Allerheiligen gedenken die Katholiken der Verstorbenen. Am Vorabend wurde am Hochkreuz der Pfarrkirche Waldnieler Heide nach der Messe für die Menschen gebetet, die Opfer von Terror und Gewalt werden und wurden wie die Kinder und Erwachsenen, die in der NS-Zeit in Hostert zu Tode gekommen sind.
Unbekannte stellten zwei Lichter vor der Wand der Gedenkstätte auf.
Das herbstlich bunte Laub kontrastiert reizvoll die anthrazitgrauen Wandflächen der fallenden Wandelemente. Fotos: Peter Zöhren.
Archäologie im Rheinland 2017
In dem Ende September erschienenen Band „Archäologie im Rheinland 2017“ findet sich ein Bericht zu den Grabungen auf dem Gelände des ehemaligen Anstaltsfriedhofs in Waldniel-Hostert. Die Autorin, Leiterin der Außenstelle Xanten des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege Frau Dr. Opladen-Kauder, schreibt zu den Ergebnissen:
„Obwohl die Bodeneingriffe relativ begrenzt waren, ließen sich einige Befunde gut interpretieren. So konnten 16 rechteckige Gruben anhand ihrer Verfüllung, die sich deutlich vom Umgebungsbereich unterschied, als ehemalige Einzel- oder Doppelgräber angesprochen werden…Im Südwesten der Fundamente der Gedenkmauer wurden zwei Massengräber angeschnitten, die aufgrund der Beifunde – eine Feldflasche, ein Kamm und Stoffreste – als die ehemaligen Grabstätten der 1953 umgebetteten Soldaten anzusprechen sind. Weitere Massengräber befanden sich im Bereich des geplanten Ossuariums. Wer dort einst bestattet war, lässt sich nicht mehr eindeutig beantworten. Menschliche Knochen wurden während der archäologischen Untersuchungen nirgends gefunden bzw. auch nicht durch die mit den Erdarbeiten befasste Firma im Nachhinein gemeldet (Aus Archäologie im Rheinland 2017, S. 199f)“.
Das Buch (ISBN 978-3-8062-0053-9) ist im Handel zu erwerben bzw. online zu bestellen bei wbg.
Patientenschicksale
Die Namen der Patienten Walter und Hubert sind aus Personenschutzgründen geändert. Als Quellen dienten mir die Patientenakten im ALVR Pulheim und die Todesbescheinigungen der Gemeinde Waldniel im Kreisarchiv Kempen, die ich einsehen konnte.
Walter – geistig krank
Walter, von Beruf Gärtner, erkrankt an Schizophrenie und wird 1934 in die Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt Galkhausen eingewiesen. Zwei Jahre später wird er sterilisiert und nach Bonn verlegt. Da bringt der 1,82 m große Mann 76 kg auf die Waage. Die Mutter ist besorgt, dass ihr Sohn nicht richtig ernährt werden würde. Die Anstalt antwortet im März 1937, der Patient erhalte wegen einer früheren Magenerkrankung eine besondere Diät, Weißbrot, Ei und Milch, die Ernährung sei zur Sättigung voll ausreichend.
Walter bleibt nicht lange in Bonn, im Sommer des Jahres kommt er nach Süchteln-Johannistal. „Achtung Ausreißer“ steht in seiner Krankenakte.
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