Begegnung

Vorabend vom Fest Christi Himmelfahrt, Mittwoch, den 29. Mai 2019.

Martina Kupka, Maria-Lenssen Berufskolleg in Rheydt, fährt nach Hause. Gerade hat sie eine Studierende in Waldniel besucht und entschließt sich, wieder einmal die Gedenkstätte in Hostert zu besuchen. Zu diesem stillen Ort hat sie eine besondere Beziehung.

Denn im Jahr 2016 haben fünfzehn Studierende des Kollegs die Theater-Collage „Die Kinder von Waldniel“ aufgeführt und 2017 haben ca. vierzig als Paten einen Namen geschrieben.
Nun steht sie vor Wand mit den vielen Namen, als Heribert Siegers kommt. Er hat soeben während der Messse in der nahen Kirche die Orgel gespielt. Auch er macht einen kleinen Umweg, bevor er nach Hause fährt.
Heribert Siegers ist Zeitzeuge. Er erzählt, als Schuljunge habe er beim Kirchgang regelmäßig den Anstaltfriedhof passiert und gesehen, wie die Zahl der Gräber von Sonntag zu Sonntag angewachsen sei. Dann habe er immer an einem hohem Zaun vorbeigehen müssen und dahinter Kinder gesehen. Ihr Aussehen wie ihr Verhalten habe ihn damals erschreckt.

In der Tat waren nicht alle kleinen Patienten der Kinderfachabteilung an das Bett gebunden. Das bestätigt die Aussage der seinerzeit als Sekretärin tätigen Lilo G. 2008 berichtet sie Andreas Kinast, „wie sie im Sommer 1943 beobachten konnte, dass sich Gruppen von Kindern spielend draußen in der Sonne aufhielten“. (Kinast, Das Kind ist nicht abrichtfähig „, S. 197.)

Weitere Informationen zur Erinnerungsarbeit von Martina Kupka finden Sie in „Erinnerung geschieht gemeinsam„, Mandelbaum Verlag, 2019, S. 65ff.

Foto dokumentiert den Besuch der Gedenkstätte
Die Namen der Opfer der NS-Psychiatrie in Waldniel-Hostert sind gut zu entziffern. Die Plaketten leuchten in der Abendsonne – dank der gestrigen Arbeit der Schülerinnnen der Europaschule Schwalmtal. Foto: Peter Zöhren.