Zum 27. Januar 2024

Alle 230 Sitzplätze der Kirche St. Mariae Himmelfahrt waren belegt. Schüler und Schülerinnen der weiterführenden Schulen der Gemeinde Schwalmtal, Bürger und Vertreter aus Politik wie die Bürgermeister Gisbertz (Schwalmtal), Wassong (Niederkrüchten) und Gellen (Brüggen), waren gekommen, um am 26. Januar gemeinsam der Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken.

In diesem Jahr hatten die Veranstalter, die Lehrerinnen der Hauptschule Schwalmtal Nicola Münter und Nicole Heine, in Zusammenarbeit mit Sebastian Hackenberg, Mitarbeiter der Lebenshilfe, ein Konzept entwickelt, welches zum ersten Mal in der langen Geschichte der alljährlichen Veranstaltung Menschen mit Handicap in die Gestaltung einbezog.

Nach der eindringlichen Ansprache der Hauptschulleiterin Tigges-Weidemann stellte Sebastian Hackenberg die Begriffe Exklusion, Inklusion, Integration anhand der Geschichte von Hostert vor, wo die Franziskaner vor der NS-Zeit einen Chor aus behinderten und nicht behinderten Jungen aus der Nachbarschaft führten. Ein Dialog zwischen zwei Menschen mit Handicap und Schülern der Hauptschule verdeutlichte, welchen Sinn die jungen Leute den Kugeln und der fallenden Mauer auf der Gedenkstätte zuweisen wollten. Zum Abschluss informierten die Schüler die Anwesenden über das Ergebnis ihrer Befragung von Passanten in Waldniel. Zur Gedenkstätte Hostert fiel diesen ein: „Nie wieder!“, „Behinderte wurden umgebracht.“, „Keine Ahnung, nie davon gehört!“ Ihre großen Wünsche an die Zukunft hatten die Jugendlichen auf Wolken notiert, z. B.: Respekt, Gleichberechtigung, Mut, Zusammenhalten, Toleranz….

Mit diesen Gedanken im Ohr begab man sich zur Gedenkstätte. Dort sprach Bürgermeister Andreas Gisbertz (CDU). Er schlug den Bogen zum Bundespräsidenten Herzog, der vor fast dreißig Jahren diesen Gedenktag initiierte. Für einige der Opfer in Hostert entzündeten die jungen Leute, Menschen mit Handicap und Hauptschüler, Kerzen und legten anschließend vor der Mauer mit den Namen der Opfer einen großen Kranz nieder, den Menschen mit Handycap und Schüler aus weißen Blüten gebunden hatten. Die Veranstaltung endete mit einem Segensgebet.

Galerie I


Galerie II (Fotos Sole-Bergers)

Den Opfern einen Namen geben

Am Samstag, dem 27. Januar, findet wieder in der LVR-Klinik Viersen das Gedenken für die Opfer des Nationalsozialismus statt. Anlass ist der Jahres­tag der Befreiung des Vernichtungslagers Ausch­witz. Beginn: 15 Uhr an der Johanniskirche auf dem Klinikgelände. Weitere Informationen

Realschule Wegberg

Am 8. Januar 2024 besuchten zwei Klassen (10 a&b) der Städtischen Edith-Stein-Realschule Wegberg die Gedenkstätte für die Opfer der NS-Euthanasie Waldniel-Hostert. Hannelore und Peter Zöhren informierten in der Kirche Waldnieler Heide über nationalsozialistische Wertvorstellungen, die Verbrechen, das Leiden und Sterben der geistig Kranken und Behinderten in der Anstalt. Ein gemeinsamer Gang zum ehemaligen Anstaltsfriedhof rundete die Veranstaltung ab. Hier würdigte die Gruppe in einer Schweigeminute die Opfer (Foto: F. Runken).

Gedenkfeier 2024

Die Gemeinschaftshauptschule Schwalmtal gestaltet in diesem Jahr wieder eine öffentliche Feier zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus. Wir beginnen in der Kirche St. Mariae Himmelfahrt, Waldnieler Heide, am Freitag, dem 26.01.2024, um 9.15 Uhr. Zu Abschluss gehen wir gemeinsam zur Gedenkstätte für die Opfer der NS-Euthanasie. Herzliche Einladung!

Hoffnungsschimmer

Bürgermeister Andreas Gisbertz (CDU) im Interview (RP vom 6. Januar 24):

„Über die Entwicklungen auf dem Gelände der ehemaligen Kent-School freue ich mich sehr. Die Familie Overlack widmet sich mit dem nötigen Fingerspitzengefühl und der erforderlichen Wirtschaftskraft diesem durchaus schwierigen Kent-Konvent-Projekt.

Das sehr renommierte Architekturbüro David Chipperfield aus Berlin wurde vom Investor beauftragt, eine Konzeptstudie zu entwickeln. Diese liegt nun vor. Das Gesamtkonzept wird voraussichtlich noch im ersten Halbjahr 2024 veröffentlicht. Daran wird sich das erforderliche Bauleitplanverfahren, für das schon seit einigen Monaten erste Vorarbeiten geleistet werden, anschließen.

Die Gebäude auf dem Gelände des Konvents, die zum größten Teil auch unter Denkmalschutz stehen, befinden sich in einem schlechten Zustand. Die Kosten der Sanierung sind erheblich – daher ist es wichtig, dass Fördermittel zumindest in Aussicht gestellt wurden. Es ist erfreulich, dass es von Seiten der Politik eine große Bereitschaft zu geben scheint, hier zu unterstützen und das jahrzehntelange Trauerspiel um diese bedeutende Baulichkeit zu beenden.

Die Sanierung des Kirchendachs, eine Notmaßnahme, kann voraussichtlich bis Ende März 2024 abgeschlossen werden. Derzeit wird geprüft, welche weiteren Maßnahmen zur Notsicherung der Denkmäler erforderlich sind. Ziel ist, dass sich in fünf bis zehn Jahren die ehemalige Kirche zu einem kulturellen Highlight und die Grünflächen zu einer Parklandschaft entwickelt haben, die Gebäude wieder in einem guten Zustand sind und dort attraktive, neue Arbeitsplätze geschaffen wurden“ (RP Viersen v. 6. Januar 2024).